Welchen Beitrag leisten Geschäftsmodelle der Sharing Economy zum nachhaltigen Wirtschaften in Deutschland?
Verschiedene Geschäftsmodelle der Sharing Economy versprechen, in unterschiedlicher Form zu ökonomischen, sozialen und ökologischen Zielen beizutragen. Es fehlten jedoch bisher ein systematischer Vergleich verschiedener Geschäftsmodelle, eine vergleichende Analyse ihrer Wirkungen hinsichtlich dieser Ziele und eine Abschätzung des gesamtgesellschaftlichen Beitrags. Das Forschungsprojekt i-share hat sich zum Ziel gesetzt, diese Lücken zu schließen. In qualitativen und quantitativen Studien wurden Geschäftsmodelle von 20 Sharing Formen erforscht, ihre sozialen, ökonomischen und ökologischen Wirkungen quantitativ abgeschätzt und das Arbeiten in der Sharing Economy untersucht.
Ergebnisse aus dem Forschungsprojekten finden Sie in zahlreichen Veröffentlichungen und in drei i-share Reports:
Analyseansatz
- Welche Sharing Economy Organisationen existieren in Deutschland? Bisher existiert keine allgemein anerkannte Definition der Sharing Economy. Stattdessen wird eine Vielzahl sehr heterogener Angebote und Leistungen in unterschiedlichsten Branchen unter dem Begriff zusammengefasst, wobei die Zugehörigkeit keinen klar erkennbaren Kriterien folgt: Während z.B. Airbnb fast als synonym zur Sharing Economy verwendet wird, werden traditionelle Privatpensionen meist nicht dazugezählt. Während TaskRabbit zumeist als dazugehört, wird Mechanical Turk zumeist nicht als Teil der Sharing Economy betrachtet. Eine Definition der Sharing Economy ist die Basis, um SEOs in Deutschland identifizieren und in der Folge deren Beitrag abschätzen zu können.
- Welche Geschäftsmodelle können in der Sharing Economy identifiziert werden? Auch in Bezug auf die Funktionsweise der Transaktionen ist in der Sharing Economy eine große Vielfalt zu betrachten: Sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Transaktionen gehören dazu. Bei einigen Transaktionen findet ein Eigentümerwechsel statt, bei anderen nicht. Einige motivieren die Nutzer durch wirtschaftliche, andere durch soziale Anreize. Viele werden durch Internetplattformen unterstützt, manche Transaktionen finden nur online statt (z.B. Teilen von Musik). Wir wollen verstehen und systematisch erfassen, mit welchen sozialen, formalen und technischen Mechanismen Sharing Economy Organisationen koordiniert und gesteuert werden.
- Wie lässt sich der Beitrag unterschiedlicher Geschäftsmodelle erfassen und vergleichen? Während zur Messung ökonomischer Wirkungen von Organisationen ein ausgefeiltes und anerkanntes Instrumentarium vorliegt, werden sehr unterschiedliche Ansätze für die Messung nicht-ökonomischer Beiträge von Organisationen in Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft diskutiert. Problematisch bei der Entwicklung von Ansätzen zur Messung nicht-ökonomischer Beiträge ist, dass einerseits interorganisational einheitliche Indikatoren wünschenswert wären, aber andererseits bisher ungelöst ist, wie sehr unterschiedliche ökologische und soziale Wirkungen mit einheitlichen Indikatoren erfasst werden können und wie diese gegebenenfalls zu gewichten sind. Wir wollen ein solches Indikatorensystem entwickeln und damit den Beitrag unterschiedlicher Geschäftsmodelle erfassen.
- Wie kann die Ausdehnung positiv wirkender Geschäftsmodelle unterstützt werden? Geschäftsmodelle können sich auf mindestens drei Formen ausbreiten: Eine einzelne Organisation kann sich über immer mehr Regionen bzw. über immer mehr Anwendungsbereiche ausdehnen (z.B. Mitfahrzentralen). Diese Skalierung im engeren Sinne ist mit dem Erfolg der einzelnen Organisation und ihres Geschäftsmodells verbunden. Andere Geschäftsmodelle diffundieren dadurch, dass sie von vielen Nachahmern kopiert werden und jeweils lokale Organisationen entstehen (z.B. lokale Bikesharing-Ansätze). Komplexere Konzepte können sich durch die Kooperation und Vernetzung verschiedener Organisationen ausdehnen, bei denen die einzelnen Organisationen ihre lokale oder fachliche Spezialisierung behalten (z.B. übernimmt DeinBus.de die Koordination lokaler Busunternehmen).
Zuerst werden bestehende SEOs und ihre Geschäftsmodelle erfasst und systematisiert. Im zweiten Schritt werden unter Einbeziehung von SEOs Indikatoren für die Wirksamkeit einzelner Geschäftsmodelle entwickelt. Im dritten Schritt werden diese Indikatoren in einer großzahligen Erhebung erfasst und statistisch ausgewertet, so dass die Beiträge einzelner Modelle und der gesamtgesellschaftliche Beitrag abgeschätzt werden können. Daraus werden im vierten Schritt Handlungsempfehlungen zur betriebswirtschaftlich-technischen Steuerung von SEOs sowie zur Schaffung von regulativen Rahmenbedingungen zur Steigerung der Wirksamkeit erarbeitet. Durch die enge Beteiligung von SEOs in allen Phasen wird ein schneller Wissenstransfer erreicht, so dass die Verbreitung nachhaltiger Modelle unterstützt wird.
Projektinformationen:
Das Forschungsprojekt i-share war eines von 30 Projekten, dass im Rahmend er Fördermaßnahme „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.
Projektlaufzeit: 01.05.2015 – 31.12.2020
Fördervolumen: ca. 2,1 Mio. Euro